„In der Industrie 4.0 verzahnt sich die Produktion mit modernster Informations- und Kommunikationstechnik. Treibende Kraft dieser Entwicklung ist die rasant zunehmende Digitalisierung von Wirtschaft und Gesellschaft.“1 Diese Definition der Plattform Industrie 4.0 lässt sich auch auf den Begriff „Weiterbildung 4.0“ übertragen. Gemeint ist also die ansteigende Digitalisierung im Bereich Aus- und Weiterbildung, die verschiedenste Auswirkungen auf Bildungseinrichtungen und -maßnahmen haben kann.2
Eine der wohl größten Ergebnisse dieser Digitalisierung ist die Entwicklung und Akzeptanz von E-Learning, über welches wir mehrmals wöchentlich auf diesem E-Learning Blog berichten.
Zur kleinen Auffrischung: Es gibt bereits zahlreiche Angebote, die das Lernen mit digitalen Aspekten kombiniert. Mögliche digitale Formate sind z.B. computer-based Training (CBT), web-based Training (WBT), Blended Learning, Mobile Learning, Webinare, virtuelle Klassenzimmer, Serious Games und Chats.2
Doch warum beschäftigen wir uns eigentlich mit diesem Thema bzw. wieso hat die Digitalisierung in der Aus- und Weiterbildung einen solch großen Durchbruch erlangt? Die Antwort liegt zumindest zum Teil in den zahlreichen Vorteilen3 , die ein digitalisiertes Lernangebot mit sich bringen kann:
Anstatt aktuelle E-Learning Trends (z.B. Blended Learning, adaptive LMS, Webinar) (erneut) aufzugreifen, möchten wir uns im Rest des Artikel lieber mit eindeutigen Fakten und Zahlen in Bezug auf die „Weiterbildung 4.0“ beschäftigen.
Der D21 Digital-Index der Initiative D21 misst seit 2013 fortlaufend den Digitalisierungsgrad in Deutschland. Neben grundlegenden Informationen, wie z.B. dem Zugang zu Internet und den eigenen digitalen Fähigkeiten, gibt der aktuelle Bericht aus 2016 ebenfalls einige wertvolle Auskünfte zum Thema Digitalisierung auf der Arbeit bzw. bei der Aus- und Weiterbildung.
Die erste Grafik zeigt z.B. den Anstieg der Nutzung von Telearbeit, Homeoffice bzw. mobilem Arbeiten (von 22 % in 2015 auf 24 % in 2016). Diese drei Aspekte bedienen vor allem die Vorteile Flexibilität und Mobilität. Neben Arbeitsaufgaben können so ebenfalls Lerneinheiten von zuhause oder unterwegs erledigt werden.
Das mobile Arbeiten bzw. Lernen sollte bestmöglich vom Arbeitgeber unterstützt werden. Die nächste Grafik verdeutlicht, welche Medien bzw. Geräte vom Arbeitgeber zur Verfügung gestellt werden. Hierbei handelt es sich um digitale Systeme, die die „Weiterbildung 4.0“ fördern. Kollaborationstools zum Beispiel (42 %) können nicht nur eine effiziente Zusammenarbeit stärken, sondern erlauben ebenfalls das Lernen mit- bzw. voneinander. Somit kann das Konzept des Social Learnings gefördert werden.
Es zeigt sich außerdem, dass die Digitalisierung der Arbeits- und Ausbildungswelt dafür gesorgt hat, dass Arbeitnehmer neue Einstellungen gegenüber ihrem Arbeitsplatz entwickeln. So glauben 84 %, dass der eigene berufliche Erfolg ein lebenslanges Lernen voraussetzt. Dieses kann heutzutage vor allem besonders erfolgreich und effizient durch digitale E-Learning-Methoden unterstützt werden. Die Arbeitnehmer scheinen sich außerdem an flexible Arbeitszeiten (73 %) und die verbesserte Möglichkeit einer ausgewogenen Work-Life-Balance (38 %) gewöhnt zu haben.
Wie Sie sehen können, bewirkt die einziehende Digitalisierung der „Weiterbildung 4.0“ vielerlei Veränderungen für die Arbeitnehmer. Doch wie sieht es für die Arbeitgeber aus? Diese müssen sich schließlich genauso gut anpassen und die nötigen E-Learning Einheiten anbieten. Dies benötigt nicht nur Zeit sondern auch eine ausreichende Qualifizierung zur erfolgreichen Durchführung einer „Weiterbildung 4.0“. Kommen Sie nun also von der Arbeitgeberseite und fühlen sich eventuell von den neuen Erwartungen überfordert, bietet die Broschüre „Die digitale Transformation im Betrieb gestalten – Beispiele und Handlungsempfehlungen für Aus- und Weiterbildung“ des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie eine interessante und lehrreiche Übersicht über Beispiele und Handlungsempfehlungen aus verschiedensten Branchen.4
Lassen Sie sich inspirieren und lesen Sie über betriebliche Beispiele aus den Bereichen Ausbildung, Weiterbildung, Veränderung der Arbeit und Veränderungen der Anforderungen. Es werden u.a. Beispiele der Firmen ABB, Siemens, SAP und Daimler vorgestellt.
In diesem Video sprechen verschiedene (Ausbildungs-) Kräfte aus Schleswig-Holstein über Perspektiven und Herausforderungen der “Weiterbildung 4.0”.
Wie Sie sehen ist die Digitalisierung in den verschiedensten Branchen bereits in vollem Gange. Allerdings muss trotzdem beachtet werden, dass besonders im Bereich Aus- und Weiterbildung vor allem deutsche Berufsschulen, Ausbildungsbetriebe und Universitäten noch höchst unterentwickelt sind.4
Auch die Ergebnisse des Deutschen Weiterbildungstags 2016 unter der Schirmherrschaft des EU-Kommissars für digitale Wirtschaft und Gesellschaft Günther H. Oettinger kommen zu dem Schluss das noch viel getan werden muss. So fordern die Teilnehmer u.a. die europäische Unterstützung bei digitaler Erwachsenenbildung, die (Weiter-) Qualifizierung von Lehr- und Ausbildungspersonal sowie die offizielle Anerkennung von digital erworbenen Fähigkeiten. Die komplette Zusammenfassung des Deutschen Weiterbildungstages 2016 können Sie hier lesen.
Dr. Moritz Schulz,
Geschäftsführer