Das menschliche Gehirn ist die zentrale Steuerzelle unseres Körpers. Es ist dazu in der Lage, unvorstellbare Mengen an Informationen abzuspeichern und komplizierte Aufgaben zu lösen. Doch auch das Gehirn hat seine Schwächen – und dies sind vor allem seine begrenzte Speicherkapazität. Denn neu erlerntes Wissen wandert keineswegs automatisch ins Langzeitgedächtnis, sondern wird enorm von der „Vergessenskurve1“ beeinflusst. E-Learning Spezialisten sollten dieses Konzept kennen, um langfristig effektive Trainings gestalten zu können. Denn was bringt ein E-Learning Kurs, wenn sich die Teilnehmer durch kognitive Überlastung wenig bis nichts davon merken können?
Hermann Ebbinghaus, ein deutscher Psychologe, befasste sich mit dem menschlichen Gedächtnis und dessen Speicherkapazität bereits Ende des neunzehnten Jahrhunderts. Anhand von Experimenten stellte er fest, in wie weit das menschliche Gehirn neu erlerntes Wissen behält. Seine Erkenntnis war folgende: Schon kurz nachdem das Gehirn neue Informationen aufgenommen hat, wird der Großteil wieder vergessen. Es wurde in Studien gezeigt, dass bereits nach zwanzig Minuten nur noch sechzig Prozent des Gelernten beibehalten wird. Nach vierundzwanzig Stunden sind es sogar nur noch knapp dreißig Prozent (siehe Grafik)2. Dem kann nur entgegengewirkt werden, wenn das erlernte Wissen praktisch angewandt oder regelmäßig wiederholt wird. Auf diesem Wege gelangt das Wissen vomKurz- ins Langzeitgedächtnis und bleibt somit langfristig erhalten.
Aus der Ebbinghaus Studie können einige Schlüsselprinzipien abgeleitet werden, welche auch für den E-Learning Bereich von Bedeutung sind.
Insgesamt wurde durch zahlreiche Studien bewiesen, dass nach einem Monat ohne regelmäßige Wiederholung des neu erlernten Wissens bis zu neunzig Prozent wieder vergessen werden. Dies ist natürlich bei jedem Lernenden unterschiedlich ausgeprägt, da auch andere Faktoren, wie zum Beispiel die Ausprägung der Fähigkeit des Auswendiglernens, aber auch genetische Faktoren, eine Rolle spielen. Grundsätzlich selektiert unser Gehirn neue Informationen jedoch sehr stark, weshalb nicht angewandtes Wissen wieder verschwindet.
Bei der Erstellung eines E-Learning Kurses sollte man idealerweise immer die Vergessenskurve und deren Erkenntnisse beachten. Die einzelnen Kurseinheiten sollten beispielsweise so kurz wie möglich gehalten werden und regelmäßig wiederholt werden. Nur so kann kognitive Überlastung der Lernenden vermieden, und langfristiges Wissen aufgebaut werden. Die Kursteilnehmer werden es Ihnen danken!
Das lernpsychologische Konzept der Vergessenskurve sollte in jedem Fall bei der Planung und Erstellung Ihres E-Learning Kurses beachtet werden, damit Ihre Teilnehmer nicht nur kurzfristig etwas von Ihrem Kurs haben, sondern auch auf lange Sicht profitieren!
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