Im Gegensatz zu klassischen Präsenzprüfungen, haben die Lehrer bei Online-Tests keine Möglichkeit das Verhalten der Teilnehmer zu überblicken. Somit kann nicht überprüft werden, ob der Schüler den Test wirklich alleine durchführt, nebenbei Inhalte nachschlägt oder gar gleich eine dritte Person bittet die Prüfung abzuhalten. Die Situation wird außerdem dadurch erschwert, dass die Lernenden den Test ggf. zu verschiedenen Zeiten durchführen, sodass der Lehrer nicht unbedingt während der Prüfung (online) anwesend sein kann.
Bereits im „wahren Leben“ gehen Studien davon aus, dass 35-40% von unzitiertem Material direkt von der Quelle kopiert wurden. Wie sieht das ganze also erst in der Online-Prüfungswelt aus? In beiden Fällen haben Lehrende große Probleme Plagiate bzw. Betrug konsequent aufzudecken. Es fehlt die Zeit, sowie die Möglichkeit während der Online-Prüfung anwesend sein zu können. Allerdings wurden bereits einige Technologien entwickelt, die diesen Problemen entgegenwirken sollen.
Eine Möglichkeit zur Plagiat-Aufdeckung stellen Programme wie TurnItIn dar: Bevor die Lernenden Ihre Inhalte online abgeben, werden die Paper auf Plagiate gescannt. Manchmal haben die Teilnehmer dann noch die Möglichkeit, die Scan-Ergebnisse einzusehen sowie das Paper ggf. zu überarbeiten, bevor es an den Lehrer weitegeleitet wird.
Jedoch garantiert diese Art von Software noch nicht, ob der Test auch wirklich von dem jeweiligen Schüler durchgeführt wurde. Hierfür gibt es bereits Programme, die mit Features wie Webcam-Einsatz und Gesichtserkennung arbeiten. Manche Systeme erlauben außerdem die Analyse des Tipp-Verhaltens. Basierend auf statistischen Algorithmen werden die Geschwindigkeit und der Rhythmus des Tippens untersucht.
Es kann also zusammengefasst werden, dass es durchaus Möglichkeiten gibt, Betrug und Plagiate bei Online-Prüfungen einzuschränken und diese somit fair(er) zu gestalten. Allerdings sollte auch die andere Seite der Medaille berücksichtigt werden: Gehen diese Schritte zu weit und demonstrieren den Teilnehmern ein sehr geringes Vertrauen in ihre moralisch korrekte Entscheidungsfähigkeit? 1
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Dr. Moritz Schulz,
Geschäftsführer