Richtig lernen muss gelernt sein – Teil 1

#Tipps & Tricks
02.11.2018

Lernen leicht gemacht1

Eventuell kommt Ihnen diese Situation bekannt vor: Ihr Mitarbeiter ist bereits einige Jahre im Job und kennt sich hervorragend mit dem benötigten Fachwissen und Programmen aus. Doch durch eine Systemumstellung im gesamten Unternehmen müssen die Mitarbeiter ihre Kenntnisse erweitern und lernen, mit den neuen Programmen umzugehen. Einigen fällt dies eventuell leicht, während andere, oftmals ältere Personen Schwierigkeiten haben können, sich an das neue System zu gewöhnen. Ein anderes Beispiel, welches einen Lernprozess nötig macht, ist die Aneignung neuen Fachwissens aufgrund einer Aufgabenerweiterung der Stelle.
Unabhängig von dem Grund, weshalb die Mitarbeiter ihr Wissen ausweiten müssen: Die Zielsetzung der Lern-& Entwicklungsabteilung sollte es sein, die Lernenden so gut wie möglich im Aneignungsprozess des Wissens zu unterstützen, sodass ihnen das Lernen leichtfällt. Diese Aufgabe gewinnt in unserer immer schneller wachsenden Gesellschaft eine wichtige Bedeutung, da sich die Kenntnisanforderungen im Job ständig ausweiten. Lebenslanges Lernen ist gefragt!

Der Mensch im Vordergrund

Ein häufiger Fehler, der von E-Learning Profis begangen wird, ist sich zu sehr auf die Weiterentwicklung der Inhalte des jeweiligen Kurses zu fokussieren. Diese sind natürlich auch von großer Bedeutung. Jedoch sollte der Fokus hauptsächlich auf der tatsächlichen Weiterentwicklung der Kenntnisse der Mitarbeiter liegen. Überlegen Sie sich am besten, in welcher Alltagssituation sich diese befinden und welche Hilfsmittel das Lernen für sie erleichtern könnte. Beispielsweise fehlt erwachsenen Lernenden oftmals die Zeit, sich in ihrem vollgepackten Alltag zusätzlich weiterzubilden. Dieses und andere Probleme sollten bei der Entwicklung der optimalen Lernmethode berücksichtigt werden. Schließlich soll am Ende nicht (nur) der Kursinhalt weiterentwickelt werden, sondern der Mensch, der diesen Kurs absolviert. Doch wie kann diese Weiterentwicklung von der Lern- & Entwicklungsabteilung unterstützt werden?

Denkprozesse einbeziehen

Wie bereits erwähnt, müssen Mitarbeiter heutzutage ständig ihre Kenntnisse erweitern, um den wachsenden Anforderungen des Arbeitsmarktes gerecht zu werden. Trotz dieser wachsenden Anforderungen bleibt jedoch eines gleich: Der Denk- beziehungsweise Lernprozess des menschlichen Gehirns. Werden diese bei der Gestaltung eines Online-Trainings für die Mitarbeiter beachtet ist es deutlich wahrscheinlicher, dass das neu erlernte Wissen im Langzeitgedächtnis bleibt und nicht vergessen wird. Eine wissenschaftliche Theorie, die sich mit diesem Thema befasst ist die „Cognitive Load Theory“2 (auf deutsch: Theorie der kognitiven Belastung) von dem australischen Bildungspsychologen John Sweller, um die es im Folgenden gehen soll.

Theorie der kognitiven Belastung

Um den Lernenden den Prozess der Wissensaneignung nicht schwieriger zu machen als nötig müssen wir verstehen, wie genau der Denkprozess im menschlichen Gehirn überhaupt abläuft. Genauer gesagt, wie neues Wissen im Denkapparat verknüpft, verarbeitet und schließlich angewandt wird.
Die besagte Cognitive Load Theory von Dr. John Sweller nimmt an, dass das Lernen grundsätzlich eine kognitive Belastung für den Menschen darstellt. Jedoch gibt es unterschiedliche Mechanismen, mit denen der Lernprozess entweder vereinfacht, oder fälschlicherweise erschwert werden kann. Dabei spielt vor allem die sogenannte human cognitive architecture (auf deutsch: menschliche kognitive Architektur) eine besonders wichtige Rolle. Nur wenn die jeweiligen Lernmaterialien des (Online-)Trainings damit in Einklang sind, fällt das Lernen dem menschlichen Gehirn leicht. Doch was ist die human cognitive architecture überhaupt? Grundsätzlich handelt es sich dabei um die Art und Weise, wie die Strukturen und Funktionen des Gehirnes während des Denkprozesses aufgebaut sind. Sie besteht aus den folgenden Komponenten:

  • Kurzzeitgedächtnis 
    Kognitive Funktion mit sehr begrenzter Kapazität, um kurzzeitige Informationen festzuhalten.
  • Arbeitsgedächtnis
    Wird fälschlicherweise oft mit dem Kurzzeitgedächtnis gleichgesetzt. Zwar ist auch hier ist die Kapazität sehr begrenzt, jedoch besteht der hauptsächliche Unterschied darin, dass das Arbeitsgedächtnis die Informationen aktiv verarbeitet, während das Kurzzeitgedächtnis sie nur „festhält“.
    Für ein einfacheres Lernen muss ein (Online-)Training die Funktionsweise des Arbeitsgedächtnisses mit einbeziehen. Dabei kann zwischen visueller und auditiver Informationsverarbeitung unterschieden werden.
  • Langzeitgedächtnis
    Dient der langfristigen „Aufbewahrung“ von Informationen. Dieser Teil des kognitiven Apparats hat (laut der Theorie von Sweller) eine unendliche Kapazität.
    Langfristig sollte es das Ziel jedes E-Learning Kurses sein, das neu erlernte Wissen so zu verankern, dass es ins Langzeitgedächtnis gelangt.
  • Schemata
    Informationen im Langzeitgedächtnis werden laut der „Cognitive Load Theory“ in sogenannte Schemata eingeteilt. Diese stellen gesamtheitliche Informationseinheiten dar und helfen bei der Verknüpfung von neuem Wissen mit bereits vorhanden Informationen. Wird etwas komplett Neues gelernt, werden neue Schemata aufgebaut.

Die detaillierte Zusammenarbeit der einzelnen Komponenten ist sehr kompliziert. Jedoch ist eines klar: Bevor das Gehirn etwas neues Lernen kann, muss der Lerninhalt zunächst unsere Aufmerksamkeit bekommen, sodass das Arbeitsgedächtnis die Informationen aufnehmen kann. Die wichtigste Frage, die sich daraus für Entwickler von Online-Trainings ergibt ist, wie die beschränkte Kapazität des Arbeitsgedächtnisses umgangen werden kann, sodass die Lernenden sich effektiver neues Wissen aneignen können. Wie dies laut Swellers Theorie gelingen kann, erfahren Sie im zweiten Teil dieses Artikels!

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Dr. Moritz Schulz,
Geschäftsführer

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