Traditionelles E-Learning ist auf dem absteigenden Ast. Darauf deuten Zahlen der jährlich in Auftrag gegebenen Deloitte Global Human Capital Trends hin2: Der Markt für Lernmanagementsysteme geht demnach zurück. Noch 2015 betrug er rund 46,6 Milliarden Dollar, bis 2021 schrumpfe er den Experten zufolge auf nur noch 33,4 Milliarden Dollar. Diese Zahlen zum Trotz ist das Thema Weiterbildung jedoch weiterhin relevant: Die 2019er Ausgabe der Deloitte Studie fand heraus, dass Lernen und Entwicklung für 86 Prozent der Befragten einen sehr hohen Stellenwert haben – auch vor dem Hintergrund des in einigen Branchen nach wie vor herrschenden Fachkräftemangels3. Umschulungen und Weiterbildungen sind wichtige Wachstumsfaktoren, vor allem in Branchen, in denen Stellen über längere Zeiträume hinweg unbesetzt bleiben. Doch so, wie sie bis jetzt waren, führen die E-Learnings Lernende nicht weiter. Neue Methoden sind gefragt.
Schnell gelernt ist schnell vergessen. Alles, was nur im Kurzzeitgedächtnis landet und nicht ins Langzeitgedächtnis übertragen wird, ist ineffektiv. Juliette Denny zufolge beruht jedoch der größte Teil des aktuellen E-Learnings auf der Annahme, dass einmalige Lernerfolge ausreichen. Innerhalb einer Woche verlernen wir rund 90 Prozent des Gelernten wieder4. Das Mittel dagegen ist stetige Wiederholung. Die Trainingseinheiten sollten in regelmäßigen Abständen erneut aufgerufen werden. Lernen erfordert Zeit und Ausdauer und das gilt auch für digitale Lerneinheiten.
E-Learnings sollten niemals Selbstzweck sein. Besser ist es, sich zu fragen, warum die Teilnehmer die Inhalte lernen, wofür sie wichtig sind und wie und wann sie sie anwenden. Das Ziel eines erfolgreichen und modernen E-Learnings ist es nicht, Lerninhalte bereitzustellen, sondern die Umsetzung des neu erworbenen Wissens zu forcieren5. Das gelingt nur, wenn der Kurs zu einer dauerhaften Änderung des Verhaltens führt, sprich, wenn die Kenntnisse wie selbstverständlich angewendet werden. Denny bringt es auf den Punkt: Es ist verschwendete Zeit, in E-Learnings Methoden einzusetzen, die keinen Einfluss auf das Verhalten haben5.
Die Herausforderung langfristiger Änderungen
Ein Blick auf die Taxonomie von Bloom enthüllt, wie sich Verhaltensänderungen auf lange Sicht realisieren lassen. Benjamin Bloom stellte eine Theorie typischer, aufeinander aufbauender Lernstufen auf. Die Taxonomie besteht aus sechs Stufen6:
Bloom stellt den Lernprozess als Weg dar, der von der Aneignung reiner Informationen bis hin zur praktischen Anwendung und vollständigen Erfassung des Wissens reicht. Klassische E-Learnings beschränken sich Denny zufolge auf die ersten Stufen von Blooms Taxonomie. Sie vermitteln Informationen, die Teilnehmer können das noch bewerten und analysieren – schon bei der Übertragung in die Praxis hapert es jedoch vielfach.
Dennys Forderung ist klar: eine langfristige Verhaltensänderung herbeiführen – doch wie lässt sie sich umsetzen? Fünf Faktoren sollen dazu beitragen, dass E-Learning-Inhalte ins Langzeitgedächtnis gelangt und die praktische Umsetzung des Gelernten in Fleisch und Blut übergeht. Dafür ist ein Umdenken notwendig. Neue Formen und Inhalte von E-Learning-Kursen konzentrieren sich vor allem auf die Lernenden und darauf, was sie wollen und wie sie sich verhalten.
Ohne Freude an der Sache ist jedes E-Learning zum Scheitern verurteilt. Langweilige Inhalte, die keinen Praxisbezug haben, die Lernenden über- oder unterfordern, technische Probleme, wenig ansprechende Layouts – es gibt zahlreiche Faktoren, die einem E-Learning-Kurs schaden können. Selbst wenn die Teilnehmer zunächst motiviert sind, können Faktoren wie diese den Erfolg gefährden und die Abbruchquote erhöhen. Dagegen sind kurze Einheiten, die mit spielerischen Elementen versehen sind, sowie auf das individuelle Lernlevel angepasste Inhalte die Zutaten, mit denen E-Learnings Spaß machen7.
Wie wir oben erfahren haben, sind E-Learnings nur dann sinnvoll, wenn die Inhalte langfristig im Gedächtnis bleiben. Dafür sollten die Einheiten kurz und knackig gehalten sein. Nur so sind die Teilnehmer motiviert und finden die Zeit dazu, sie häufig zu wiederholen. Kürzere Blöcke bleiben zudem besser im Gedächtnis. Auch bei komplexen Themen gilt daher: Bilden Sie daraus lieber mehrere Einheiten oder splitten Sie die Kurse und halten Sie die einzelnen Lektionen so kurz wie möglich.
Und wo wir schon beim Zeitfaktor sind: E-Learnings, die nicht auf mobilen Geräten verfügbar sind, werden gerne übersehen. Nur wenn die Teilnehmer überall dort, wo sie gerade einen Moment Zeit haben, die Kurse aufrufen können, werden sie effektiv genutzt.
Einmal ist bekanntlich keinmal. Das gilt auch für E-Learning-Kurse. Langfristige Verhaltensänderungen verlangen nach langfristig geplanten Weiterbildungen. E-Learning ist keine einmalige Sache, sondern ein kontinuierlicher Prozess (8). Deshalb sollten die Kurse aufeinander aufgebaut werden. Eine Herausforderung ist es dabei, den Spannungsbogen hochzuhalten. Dazu gehört auch, die Ziele klar zu definieren, damit die Teilnehmer den besagten Spaß an der Sache behalten.
Die formalen Inhalte machen nur rund 10 Prozent von dem Gelernten aus. Wichtiger ist die soziale Interaktion, das informelle Lernen. Das geschieht durch stetigen Austausch und Feedback. Integrieren Sie diese Funktionen in Ihre E-Learnings, geben Sie den Teilnehmern einen Raum, sich über die Themen auszutauschen. Nur so bleibt das Gelernte im Gedächtnis – und zwar langfristig.
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